Diplomierte Pferdeverhaltenstrainerin

Turnierpferde und Offenstall

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Turnierpferde und Offenstall
28.09.2017 14:49

 

Eine sehr gute Freundin ist für mich das führende Beispiel unter den Turnierreitern. Seit ihr Wallach in ihrem Besitz ist, steht dieser in einem gut gemanagten Offenstall und erfreut sich bester Gesundheit. Durch die permanenten Bewegungsreize hat er von Beginn an schon eine bessere Grundkondition als manch andere Turnierpferde seiner Klasse. Er ist durch die permanente Bewegung, Sozialkontakten und Frischluft ausgeglichen, gesund und robust und dadurch im Parcours leistungsbereiter und auch leistungsfähiger. So ist er in Springprüfungen bis zur Klasse S eine echte Konkurrenz.

Doch gerade von den Turnierreitern hört man oft, Sportpferde dürften aufgrund der Verletzungsgefahr und der Kondition nicht im Offenstall stehen. Sie seien andernfalls schlapp und müde.
Gerade das Gegenteil ist der Fall: ein pferdegerechter und gut durchdachter Offenstall hat für unsere Vierbeiner nur positive Auswirkungen, denn normalerweise bewegen sich Pferde mehrere Stunden am Tag langsam und stetig fort. Diese Bewegung ist erforderlich, um den Körper mit allen Organsystemen des Pferdes aufrecht und funktionstüchtig zu erhalten.
Fazit: sie sind dadurch gesünder und somit leistungsfähiger. Gerade das möchte man doch im Turniersport!
Natürlich muss sich ein Pferd bei einem Wechsel in den Offenstall an die neue Gegebenheiten zuerst gewöhnen. Das geschieht nicht von heute auf morgen.

Doch was also sind die Vorteile?

Reize: Sie bekommen durch den Freilauf permanent natürliche Bewegung, haben Abwechslung und sind aufgrund dessen nicht so schreckhaft, was für Turnierreiter ja nur positives bedeuten kann. Reizarmut bedeutet Stress für Pferde, und diesen müssen sie wiederum auch irgendwo abbauen. Kann er nicht abgebaut werden, können (Ver)-spannungen zustande kommen.

Gelenke: Auf das mehrstündige, langsame vorwärtsgehen sind die Gelenke ausgerichtet. In Gelenkkapseln und Knorpel gibt es keine Blutgefäße, deshalb werden die Gelenke mit einer Gelenkschmiere versorgt. Sie ist dafür zuständig, die Knorpel mit allen wichtigen Nährstoffen zu versorgen. Gleichzeitig dient sie als Stoßdämpfer. Die Gelenkschmiere muss jedoch immer wieder erneuert werden, um ihre Funktionen erfüllen zu können, und das passiert nun mal über Bewegung.
Steht nun ein Pferd permanent in der Box und wenig bis gar nicht auf der Weide und wird nur zum Reiten oder Longieren bewegt, leidet diese Gelenkflüssigkeit darunter; sie wird dickflüssig. Dies verursacht fortlaufend Schäden, da eine übermäßige Belastung des Bewegungsapparates stattfindet, weil die Gelenke ja nicht mehr richtig „geölt“ werden. Durch diese Art der Boxenhaltung wird zudem Problemverhalten gefördert, denn der Bewegungsbedarf ist selbst über eine intensive Reiteinheit nicht gedeckt und Pferde sind nun mal Bewegungstiere.

Daher ist die Aufzucht und die Haltung von jungen Pferden mit genügend freiem Auslauf enorm wichtig, sonst kann es bereits in jungem Alter zu erheblichen körperlichen Erkrankungen kommen.

Atemwege und Sauerstoff: verschlossene Ställe, v.a.im Winter, staubiges Heu, Einstreu und Ammoniak belasten die Atemwegsorgane des Pferdes. Es kommt zu Atemwegsproblemen, was wiederum die Kondition und somit die Leistung negativ beeinflusst.
Im Offenstall kommt es durch die ständige Frischluft und Bewegung zu einem Anstieg der Lungen- und Vitalkapazität, denn die maximale Sauerstoffaufnahme wird erhöht, während gleichzeitig der Stoffwechsel angekurbelt wird.

Dadurch wird das gesamte Immunsystem gestärkt und das Pferd ist weniger krankheitsanfällig.

 

 

©EquiSoul

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